Sommerinterview mit Matthias König

Alles eine Frage der Perspektive: über Begegnung, Alltag und gutes Miteinander

Matthias König kennt unser Team seit seiner Jugend: Schon als Auszubildender zum Marketingkaufmann in unserer Agentur war er mit Leidenschaft und Kreativität dabei – bis er die Diagnose MS bekam. Heute, 20 Jahre später, ist Matthias auf einen Rollstuhl und Assistenz angewiesen. Doch wer ihn kennt, weiß: Matthias rockt das Leben – mit Mut, Humor und viel Herz.

In diesem Interview mit aldente neo, Carola Jaehrling, spricht er offen über seinen Alltag, über Hürden und Barrieren – nicht nur im Straßenbild, sondern auch in den Köpfen vieler Menschen. Seine Botschaft ist klar und inspirierend: Es geht nicht um Mitleid – es geht um Begegnung auf Augenhöhe, Respekt, Verständnis und echtes Miteinander.

Manchmal reicht schon ein ehrliches Lächeln, ein freundlicher Blick und ein einfaches: „Wie kann ich Dir helfen?“

„Die größten Hürden im Alltag sind Stufen, enge Türen, Aufzüge, die wegen technischen Störungen außer Betrieb sind und Toiletten, die nicht wirklich geeignet sind – barrierefrei reicht mir nicht, ich brauche Platz für meinen Rollstuhl und beidseitig Haltegriffe.

Aber die größte Hürde sind oft die Menschen – wenn sie mich im Rollstuhl blöd anstarren oder so tun, als wäre ich gar nicht da. Das macht es manchmal schwerer als jede Treppe.“ 

„Was mich richtig stört, ist die Frage: ‚Wo ist Ihr Betreuer?‘ – nur weil ich im Rollstuhl sitze. Ich bin doch einfach ein Mensch und möchte als eigenständige Person wahrgenommen werden.

Ich bin nicht mein Rollstuhl und auch nicht ständig auf Hilfe angewiesen!“

Ganz normal. Locker. Am besten auf Augenhöhe – das meine ich wortwörtlich.“ 

„Ganz klares Ja: Ich nehme gerne Hilfe an und freue mich über jede helfende Hand. Viele Menschen haben Berührungsangst und fürchten sich, etwas falsch zu machen, mir weh zu tun oder trauen sich nicht, meinen Rollstuhl anzufassen – weil er vielleicht kaputtgehen könnte.“

„Mein Tipp: Einfach fragen! Ich sag schon, was ich brauche – und dann klappt das meistens prima.“

„Kleinigkeiten machen für mich oft einen riesigen Unterschied – es geht nicht nur ums richtige Rollstuhl schieben, sondern auch darum, dass ich auch als Mensch aktiv dabei bin.“

Worauf sollten wir achten wenn wir mit Dir unterwegs sind? Bitte gib uns Tipps zum besseren Miteinander. 

Das hängt ein bisschen davon ab, mit welchem Rollstuhl ich gerade unterwegs bin. Mein Elektro-Rollstuhl gibt mir viel Freiheit – da übernehme ich selbst das Steuer. Aber draußen bin ich oft mit meinem manuellen Rollstuhl unterwegs und da brauche ich Unterstützung, weil ich nur eine Hand richtig bewegen kann. Besonders bergauf bin ich froh, wenn jemand mit anpackt.

Hier meine Tipps für ein gutes Miteinander:  

„Denkt beim Schieben an meine Perspektive: Ich sitze etwa einen halben Meter tiefer als andere – also zeigt mir bitte auch schöne Ausblicke! Ich möchte die Umgebung genauso genießen wie ihr.“

„Bitte nicht zu schnell schieben und die Kurven ganz ausfahren – sonst verliere ich den Halt! Ich mag es gemütlich und möchte die Welt um mich herum wahrnehmen und daran teilhaben.“

„Achtet vorausschauend auf Stolperfallen: Schon eine kleine Bordsteinkante kann für mich gefährlich sein, genau wie beim Radfahren – ein „Holperer“ reicht, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen und es kann dann schnell brenzlig werden …!“

„Und bitte: Wenn wir irgendwo ankommen, stellt mich nicht einfach gedankenlos irgendwo ab – schon gar nicht mit Blick gegen eine Wand. Ich möchte wie alle anderen mitten im Geschehen sein, in Pole-Position mit Blick nach vorne.“

„Ich liebe es, Zeit mit Menschen zu verbringen, die mich so nehmen, wie ich bin – die mich zum Lachen bringen und verstehen.“

Was macht Dir richtig Spaß? Was macht Dich glücklich?  

„Ich liebe es, Zeit mit Menschen zu verbringen, die mich so nehmen, wie ich bin – die mich zum Lachen bringen und verstehen. Am meisten genieße ich entspannte Ausflüge im kleinen Kreis, so wie heute Abend am See. 

Ich bin ein echter Genussmensch: Der Sundowner Aperol – voll mein Ding. Auch Essen macht mich glücklich: am liebsten Kässpätzle im Bregenzerwald mit einem kühlen Bier. 

Und ja: Ich flirte auch gerne (bin gerade frei 😉). 

Zu Hause liebe ich mein Smart Home und meine digitalen Helfer wie Alexa und Siri auf meiner Apple Watch. Ich liebe Rock-Musik, einfach auf der Couch zu chillen und durchs Netz zu surfen. Schicke Klamotten und coole Brillen machen mir Freude.

Und mein Bad? Das ist mein persönlicher Wohlfühlort: Meine große Regendusche, mein Dusch-WC mit Fernsteuerung und die Haltegriffe in der Dusche machen mein Leben nicht nur sicherer sondern einfach viel schöner. 

Meine geheime Wunschliste verrate ich Euch im kommenden SPLASH-Interview im September zum Thema barrierefreie Bad-Träume…!“

Danke Matthias, für deine Offenheit. Du hast uns heute gezeigt worauf es wirklich ankommt: Menschlichkeit, Respekt und den ehrlichen Blick für ein gutes Miteinander.

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